Liturgie / Andacht

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„Gottesdienst zeitgleich“ • Glocken läuten um 9:30 Uhr • Kerze entzünden • Einstimmung 

lesen oder eine*r in der Hausgemeinschaft liest vor: Die Glocken läuten und rufen zum Gebet. Jesus sagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. 
Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit. Im Glauben. Wir feiern in Gottes Namen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen • Gebet zur Einkehr und zur Verbundenheit miteinander an verschiedenen Orten gleicher Text an jedem Tag – eine*r betet für sich oder alle in der Hausgemeinschaft beten gemeinsam laut: Gott. Ich bin hier. Und Du bist hier. Ich bete zu Dir. Und weiß: ich bin verbunden. Mit Dir. Mit anderen, die zu Dir beten. Genau jetzt. Genau so. Ich bin hier. Und Du bist hier. Das genügt. Und ich bringe Dir alles, was ist. Stille Höre auf unser Gebet. Amen • Bibeltext des Tages • Lied des Tages (Text lesen oder in Hausgemeinschaft miteinander singen) • Verkündigungsimpuls (Text lesen oder eine*r in der Hausgemeinschaft liest vor) • ggf. Vertiefung, passend zum Tag: Impuls zum Weitertragen in die Welt • Fürbitten Gott. Wir sind verbunden. Als Menschen mit Menschen. Als Glaubende miteinander. Als Glaubende und Menschen mit Dir. Wir bringen Dir unsere Gedanken, unser Danken und unser Sorgen. Heute. • Stille • Wir denken an alle, die wir lieben. Was tun sie gerade. • Stille • Wir denken an alle, die in diesen Zeiten noch einsamer sind. • Stille • Wir denken an alle Kranken. Und an alle Kranken in Krankenhäusern, die keinen Besuch haben können. • Stille • Wir denken an alle, die helfen. Sie setzen sich und ihre Kraft und ihre Gaben ein füreinander. • Stille • Gott. Wir sind Deine Menschen. Wir sind miteinander verbunden. Atmen die Luft Deiner Schöpfung. Beten zu Dir in allem, was ist. Beten zu Dir mit den Worten, die uns im Herzen wohnen: • Vater Unser • Segen Hände öffnen und laut sprechen:
 Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen Oder Fenster öffnen. Einatmen. Ausatmen. Spüren, dass Du da bist. Spüren, dass andere da sind. Genau jetzt. Genau so. Verbunden. Miteinander. Mit Gott. Im Glauben. Einatmen. Ausatmen. Und leise sprechen „Gott spricht: Ich will Dich segnen und Du sollst ein Segen sein.“ Mehrmals wiederholen und dabei vielleicht lauter werden. Stille. Einatmen. Ausatmen. Fenster schließen. • Kerze löschen Für den 05.04 – Palmsonntag Bibeltext des Tages: Markus 14,3-9: Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt. Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat. Lied des Tages: EG 93 2. Nun in heilgem Stilleschweigen/stehen wir auf Golgatha./
Tief und tiefer wir uns neigen/ vor dem Wunder, das geschah,/
als der Freie ward zum Knechte/ und der Größte ganz gering,
als für Sünder der Gerechte/ in des Todes Rachen ging.

3. Doch ob tausend Todesnächte/ liegen über Golgatha,
ob der Hölle Lügenmächte/ triumphieren fern und nah,
dennoch dringt als Überwinder/ Christus durch des Sterbens Tor;
und die sonst des Todes Kinder,/ führt zum Leben er empor. Impuls zum Text: auf der Grenze – Himmelhochjauchzend zu Tode betrübt Es gibt Momente und Zeiten, da fühlt man sich hin und her gerissen, zwischen widerstreitenden Gefühlen: Himmelhochjauchzend-zu-Tode-betrübt. Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist, geht es einem so. Oder jetzt, wo wir zum einen zu Hause bleiben sollen und genervt sind von den vier Wänden, von den wenigen Kontakten, von der Familie und zum andern die schönen Frühlingstage und das Osterfest vor uns haben.

Heute ist Palmsonntag, der auch in so einen Grenzmoment führt: Zum einen ist da der Jubel über den Einzug Jesu in Jerusalem und alle Hoffnungen, die sich damit verbinden. Zum anderen sind da die Leute, die den richtigen Moment suchen, um Jesus töten zu können. Die einen bejubeln Jesus als Revolutionär, als neuer König - die anderen ahnen oder wissen, was Jesus bevorsteht.

Das, was manche der Anhänger Jesu gedacht haben mögen, ist, finde ich, sehr menschlich und verständlich für mich und angesichts der politischen Situation heute kann ich dem nur zustimmen. Wie soll das noch weitergehen mit den Gewalttaten, die überall in der Welt geschehen. Wir müssen doch das Armutsproblem in den Griff bekommen, die Erderwärmung verlangsamen, den Flüchtlingen helfen, Corona besiegen.

So ähnlich haben wohl auch Jesu Jünger gedacht damals. Viele sind mit Jesus mitgegangen, weil sie hofften, dass er Israel erlösen würde – und zwar buchstäblich, denn Israel war besetzt von den Römern. Mit ihm wird alles besser werden, dachten sie. Die politischen und ökonomischen Probleme werden wir mit ihm in den Griff bekommen. Ja, so jemanden brauchen wir. Sobald er an die Macht kommt, werden die Güter gerecht verteilt, die Krankheiten beseitigt und die Tore zum paradiesischen Glück aufgestoßen werden. Immerhin hat er ja schon begonnen, Wunder zu tun und den Armen das Evangelium zu verkündigen.
Aber Jesus wehrt sich nicht gegen seine Widersacher. Er schlägt nicht zurück. Er fügt sich einfach in sein Todesschicksal. Was für eine Enttäuschung. Gerade, die das dachten, haben einfach nicht begriffen, für was Jesus steht, obwohl er doch immer wieder von Frieden, Geschwisterlichkeit und Gewaltfreiheit gesprochen hat.
Und jetzt das! Da kommt eine Frau, von der wir nicht einmal den Namen wissen. Sie betritt den Raum, wo Männer zu Tische sitzen und Gespräche führen. Und sie betritt ihn auch nicht um zu dienen, sondern um eigenständig zu handeln. Die Verschwendung dieser Frau ist legendär: Mehr als 300 Denare soll dieses Öl kosten, das entspricht dem Jahreseinkommen eines Arbeiters.
Was für eine Verschwendung! Hier hätte Jesus doch noch einmal den guten Willen zur Verbesserung der Welt beweisen können. Aber nein. Jesus spielt nicht mit. Er wehrt sich gegen die Verurteilung dieser reichen Frau, weil sie in einem konkreten Moment konkret gehandelt hat.
Und wir dürfen rätseln, was sie denn richtig gemacht hat und auch warum die frühe christliche Gemeinde nicht einmal ihren Namen überliefert hat. Auf die letzte Frage gibt es keine Antwort. Aber auf die Frage, warum in diesem Fall die reiche Frau und ihre Verschwendung gelobt wird, darauf kann es Antworten geben: Es geht im Kern wohl um die Liebe, die sich selbst verschwendet. Es geht um Liebe in all ihrer Unvernunft – und vielleicht auch darum, dass Geld und soziales Engagement allein noch nicht christliches Leben ist.
Warum also lobt Jesus diese Frau und ihre Tat? Ich glaube, es kommt auf den Moment an. Ihr habt alle Zeit Arme bei Euch, sagt Jesus. Für mich heißt das: selbstverständlich sollt Ihr Euren Mitmenschen helfen, dazu habt Ihr jeden Tag Zeit. Aber manchmal ist eben Zeit, inne zu halten, sich auf den Glauben zu besinnen, darüber nachzudenken, was zählt und trägt in schweren Zeiten. Handeln können ist gut und Aktionismus ist manchmal einfacher, als einfach still zu sein.
In diesen Zwischenzeiten hat die Frau sich nicht blenden lassen von dem Hosianna und dem Jubel. Sie wusste vielleicht schon um das ‚Kreuzige ihn‘. Diesen besonderen Moment, der wie eine Königssalbung daherkommt, lässt Jesus geschehen – als prophetischer Moment. Die Frau gibt Jesus mit ihrer verschwenderischen Liebe als Messias, aber auch als Gekreuzigter Raum.
Und man fühlt sich vielleicht an 1. Korinther 13 erinnert: Und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Nur die Liebe kann derart verschwenderisch sein. Und nur die Liebe erkennt, was jetzt dran ist. Das, was da geschah war also ein einmaliger besonderer Vorgang, der nur zu diesem Zeitpunkt möglich war.
Und so gibt es das soziale Handeln als Christin nicht ohne die geistliche Grundlage dazu. Jesus geht es darum, dass allen Menschen geholfen wird, dass wir füreinander da sind mit allem, was wir haben. Aber bei allem sozialen Engagement dürfen wir nicht vergessen, woher wir die Kraft bekommen, sonst verhungern wir geistig und geistlich.
Nur vom Kreuz aus wird Gottes versöhnendes Heilshandeln deutlich, wird seine Liebe zu den un-vollkommenen Geschöpfen klar. Nur dadurch, dass der unschuldig leidende Jesus die gegen ihn gerichtete Gewalt nicht mit Gegengewalt beantwortet hat, hat er den Teufelskreis der Gewalt durchbrochen und kann uns so Vorbild sein.
Wer sich ganz fallen lassen kann in Gottes Liebe, wer wirklich begriffen hat, was es bedeutet, mit Gott versöhnt zu sein, obwohl wir doch unvollkommene Geschöpfe sind, kann sich ganz auf den Nächsten einlassen. Nur der kann alles loslassen, was ihn hindert, sich dem Nächsten hinzugeben.
Das hat die Frau in Bethanien begriffen. Sie hat den Augenblick genutzt, solange noch Zeit war.
Und darum, und so können wir alles eigentlich wieder zusammenfassen: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft und deinen Nächsten wie dich selbst.
Mit diesem Gedanken gehen wir in die Karwoche und machen uns gemeinsam auf den Weg nach Ostern. Jetzt ist die Zeit des Hörens und Nachdenkens, dann ist die Zeit, die Liebe Gottes in die Welt zu tragen.

Bleiben Sie behütet – Ihre Pfarrerin Heike Everth