Liturgie / Andacht

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„Gottesdienst zeitgleich“ 03.05.2020 Jubilate

auch auf youtube: https://youtu.be/v_JYYOQ91hs • Glocken läuten um 9:30 Uhr

• Kerze entzünden

• Einstimmung
(lesen oder eine*r in der Hausgemeinschaft liest vor:) Die Glocken läuten und rufen zum Gebet.

Jesus sagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter
ihnen. Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit. Im Glauben.
Wir feiern in Gottes Namen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes. Amen

• Gebet zur Einkehr und zur Verbundenheit miteinander an verschiedenen Orten

gleicher Text an jedem Tag – eine*r betet für sich oder alle in der Hausgemeinschaft beten gemeinsam laut:

Gott.
Ich bin hier.
Und Du bist hier.
Ich bete zu Dir.
Und weiß: ich bin verbunden.
Mit Dir.
Mit anderen, die zu Dir beten.
Genau jetzt.
Genau so.
Ich bin hier.
Und Du bist hier.
Das genügt.
Und ich bringe Dir alles, was ist.

Stille

Höre auf unser Gebet.
Amen

• Bibeltext des Tages

• Lied des Tages (Text lesen oder in Hausgemeinschaft miteinander singen)

• Verkündigungsimpuls (Text lesen oder eine*r in der Hausgemeinschaft liest vor) • ggf. Vertiefung, passend zum Tag: Impuls zum Weitertragen in die Welt

• Fürbitten Gott.
Wir sind verbunden.
Als Menschen mit Menschen.
Als Glaubende miteinander.
Als Glaubende und Menschen mit Dir.
Wir bringen Dir unsere Gedanken, unser Danken und unser Sorgen.
Heute.
- Stille
Wir denken an alle, die wir lieben.
Was tun sie gerade.
- Stille.
Wir denken an alle, die in diesen Zeiten noch einsamer sind.
- Stille.
Wir denken an alle Kranken.
Und an alle Kranken in Krankenhäusern, die keinen Besuch haben können.
- Stille.
Wir denken an alle, die helfen.
Sie setzen sich und ihre Kraft und ihre Gaben ein füreinander.
- Stille.
Gott.
Wir sind Deine Menschen.
Wir sind miteinander verbunden.
Atmen die Luft Deiner Schöpfung.

Beten zu Dir in allem, was ist.
Beten zu Dir mit den Worten, die uns im Herzen wohnen:

• Vater Unser • Segen Hände öffnen und laut sprechen:
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen

Oder
Fenster öffnen. Einatmen. Ausatmen. Spüren, dass Du da bist. Spüren, dass andere da sind.
Genau jetzt. Genau so. Verbunden. Miteinander. Mit Gott. Im Glauben. Einatmen.
Ausatmen. Und leise sprechen
„Gott spricht: Ich will Dich segnen und Du sollst ein Segen sein.“ Mehrmals wiederholen
und dabei vielleicht lauter werden. Stille. Einatmen. Ausatmen. Fenster schließen.

• Kerze löschen

3.5.-Jubilate Bibeltext des Tages: Johannes 15,1-8 Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger. Lied des Tages: EG 432 – Gott gab uns Atem 1.Gott gab uns Atem, damit wir leben.Er gab uns Augen, dass wir uns sehn. Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn. Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn. 2. Gott gab uns Ohren, damit wir hören./ Er gab uns Worte, dass wir verstehn.
Gott will nicht diese Erde zerstören./ Er schuf sie gut, er schuf sie schön.
Gott will nicht diese Erde zerstören./ Er schuf sie gut, er schuf sie schön. 3. Gott gab uns Hände, damit wir handeln./ Er gab uns Füße, dass wir fest stehn.
Gott will mit uns die Erde verwandeln./ Wir können neu ins Leben gehn.
Gott will mit uns die Erde verwandeln./ Wir können neu ins Leben gehn. Verkündigungsimpuls: "Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit für mich zu gehn. Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette und ein letztes Glas im Stehn." Ich stelle ihn mir vor, den Gast, in dessen Rolle Reinhard Mey mit diesem Lied schlüpft: die Jacke schon angezogen, Auto- oder Fahrradschlüssel in der Hand, die gleichzeitig die Zigarette hält, und in der anderen das letzte Glas. So steht er in der Tür, will nach Hause; aber ein paar Worte muss er zuerst noch loswerden. Nicht mehr als eine Zigarettenlänge und ein schnell leer getrunkenes Glas - ein Lied, von dessen Atmosphäre ich mich gern mitnehmen lasse, auch wenn ich Nichtraucher bin.
So sehe ich Jesus und seine Jünger vor mir am letzten gemeinsamen Abend: - die zwölf Männer, die Jesus gefolgt sind, die ihn unterstützt und beherbergt haben. Nur noch wenige Stunden sind es, bis Jesus - der Lehrer, der Meister, der Freund - festgenommen und gekreuzigt wird. Es wird Zeit für ihn zu gehen. Was hat Jesus zum Abschied noch zu sagen? Diese Abschiedsrede kann nicht in der Tür gehalten werden, dafür ist sie zu lang. Schließlich will Johannes den Menschen in seiner Gemeinde eine umfassende Antwort geben auf die Frage, was Jesus ihnen zu sagen hat – und damit auch uns, Dir und mir.
So merkwürdig es klingt: Ob Jesus mir etwas zu sagen hat, hängt nicht zuletzt davon ab, ob ich das will. Als diese Worte geschrieben wurden, richteten sie sich nur an eine kleine Gemeinschaft, die im Entstehen war. Die unter Druck stand. Die sich unter Schmerzen und Auseinandersetzungen von ihrer Mutter, der jüdischen Gemeinde, abnabeln musste. Wer sich dieser kleinen Gemeinschaft anschloss, traf damit eine Entscheidung, die sein Leben veränderte - eine Entscheidung, die als Befreiung erlebt wurde. Und heute?
Bis vor wenigen Jahrzehnten war die Kirche in unserem Land Teil der "Obrigkeit"; und das wirkt nach. Mancher erlebt heute den Austritt aus der Kirche als Befreiung. Das ist die eine Seite. Die andere heißt: Glaube ist Privatsache geworden. "Das muss jeder selber wissen", wird oft gesagt. Und unausgesprochen schwingt mit: "Und mit dem, was einer glaubt, soll er mich bitte in Ruhe lassen."
Das müssen wir natürlich nicht ohne Widerspruch hinnehmen oder gar gut finden. Aber es gehört zu unserer Wirklichkeit. Ob Jesus dir etwas zu sagen hat, hängt also davon ab, ob Du das willst. Also, mal angenommen, wir wollen das - was hat Jesus uns zu sagen? Dir? Mir und Ihnen?
Jesus spricht von einem Weinstock, gepflanzt in die Erde eines Weinbergs; und daran, am Weinstock, die Zweige, die Reben, an denen sich die Trauben bilden, hoffentlich. Die Reben sind auf den Weinstock angewiesen, um Trauben hervorzubringen - das ist doch klar. Sonst hingen sie ja in der Luft oder lägen auf der Erde. Und woher eigentlich bekämen sie Nährstoffe und Wasser aus dem Boden, wenn sie nicht mit dem Weinstock und seinen Wurzeln verbunden wären? Der Weinstock wiederum ist auf den Weingärtner angewiesen, der ihn pflegt, wässert, beschneidet, der sich um ihn kümmert - jedenfalls, wenn aus den Trauben später ein ordentlicher Tropfen gekeltert werden soll.
So weit, so gut. Aber was bedeutet es für uns? Jesus beschreibt nicht einfach einen Weinstock, sondern er sagt: "Ich bin der Weinstock." Und: "Ihr seid die Reben." Und: "Mein Vater - also Gott - ist der Weingärtner." "Ich bin auf meinen Vater, auf Gott, angewiesen, um meine Aufgabe zu erfüllen - wie der Weinstock auf den Weingärtner. Und ihr seid auf mich angewiesen, wenn euer Leben Früchte tragen soll - wie die Reben auf den Weinstock."
"Ihr seid auf mich angewiesen." Das will Jesus zum Abschied sagen. Wenn bei eurem Leben etwas herauskommen soll wie ein guter Wein - einer, der schmeckt und beschwingt, aber keinen dicken Kopf macht -, dann geht das nicht ohne mich." Rebe sein ohne Weinstock, das geht nicht. Christin sein oder Christ sein ohne ihn, ohne Jesus, das geht auch nicht. Das ist ja eigentlich klar; es wird aber oft vergessen. Anständig und ehrlich leben, kann ich schließlich auch ohne Jesus.
Jesus selber aber hat sich nicht darauf beschränkt, anständig und ehrlich zu leben. Jesus hat sich denen zugewandt, die nicht anständig und ehrlich leben konnten oder wollten. Er hat sie eingeladen, zurückzukehren in die Gemeinschaft mit anderen Menschen und in die Gemeinschaft mit Gott. Jesus ist zu denen gegangen, die selbst nicht mehr glauben konnten oder wollten, dass Gott für sie da sein will. Das ist viel mehr als ein anständiges und ehrliches Leben. Ich selbst finde es ziemlich schwierig, das nicht zu vergessen. Ich finde es schwierig, mich nicht damit zu begnügen, dass ich ja im Großen und Ganzen ein ganz anständiger und ehrlicher Mensch bin. Und weil das so schwierig ist, darum brauche ich die Orientierung an Jesus, der sich nicht damit begnügt hat. Ich brauche ihn als Vorbild.
Aber das genügt noch nicht. Als Vorbild kommt Jesus mir meistens so groß, so unerreichbar vor, dass ich noch mehr brauche. Ich bin darauf angewiesen, dass Jesus sich nicht nur anderen zuwendet, sondern auch mir. Ich bin darauf angewiesen, dass er mir sagt: "Ich bin für dich da, wie ich für die Menschen in Galiläa und Jerusalem vor zweitausend Jahren da war. Ich bin für dich da, gerade wenn dir mein Vorbild so groß und unerreichbar vorkommt; gerade wenn es dir vielleicht nicht oder nur mit knapper Not gelingt, anständig und ehrlich zu leben. Ich bin der Weinstock - du musst dir die Nahrung für dein Leben als Christ nicht mühsam sonst wo zusammensuchen. Ich gebe sie dir - solange du mit mir in Verbindung bleibst. Ich gebe dir Zeit zum Wachsen wie damals meinen Jüngern – ein Leben lang. Wenn du mit mir in Verbindung bleibst, reifen dabei Früchte, die schmecken und aus denen sich ein ordentlicher Tropfen keltern lässt."
So oder ähnlich könnte Jesus mit mir reden. Oder mit dir. Wenn wir in Verbindung mit ihm bleiben - indem wir beten, indem wir uns immer wieder vergegenwärtigen, was die Bibel von Jesus erzählt, dann kann mein Leben, kann Ihr Leben Früchte tragen. Früchte, die schmecken und aus denen sich ein ordentlicher Tropfen keltern lässt. Früchte, die Freude bereiten. Da, wo ich nicht nur anständig und ehrlich, sondern aufmerksam und liebevoll mit anderen umgehe. Da, wo ich mich denen zuwende, die am Rande stehen, die ausgeschlossen werden oder sich selbst ausschließen. Da, wo ich mich daran erinnere, dass ich nicht allein bin, sondern mit anderen zusammen nicht alles allein schaffen muss, und Gott für mich da ist. 
Das gilt besonders jetzt in dieser Zeit: wir sind nicht allein, sondern gemeinsam auf Gott angewiesen und bekommen seine Kraft und Liebe. 
Bleiben Sie behütet. Ihre Heike Everth